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Motorrad/Sonstige

BMW Konzeptstudie

Sechs-Appeal:

BMW Motorrad Konzeptstudie Concept 6 mit sechs Zylindern.

Sechszylindermotoren haben als Antriebsquellen eine besondere Anziehungskraft, bieten sie doch neben Laufkultur auch souveräne Leistungsausbeute. Der typische, fast schon turbinenähnliche Sound eines Reihensechszylinders ist unvergleichlich. Bei BMW stehen Sechszylinder-Reihenmotoren seit mehr als sieben Jahrzehnten für faszinierende Motortechnik bei Automobilen.

Auch bei Motorrädern wurde immer wieder versucht, das begeisternde Antriebskonzept eines Reihenmotors mit sechs Zylindern salonfähig zu machen. Wir erinnern uns an die filigrane Benelli Sei als 750-er und 900-er, Hondas CBX 1000 (von der rund 6.000 Einheiten nach Deutschland kamen) oder die wuchtige Kawasakis Z 1300. Dennoch blieb dem Reihensechszylinder der große Durchbruch auf breiter Front, sowohl im Serienbau als auch im Rennsport, versagt. Denn je nach Einbaulage führte die Reihenanordnung von sechs Zylindern entweder zu sehr langen oder sehr breiten Motorradkonstruktionen. Daraus resultierende Nachteile in puncto Fahrwerkgeometrie, Gewichtsverteilung und Schwerpunktlage. Zudem egalisierte das deutlich höhere Motorgewicht die im Hinblick auf die Motorleistung erzielten Vorteile.

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Jetzt will BMW mit der Konzeptstudie Concept 6 zeigen dass sich ein Reihensechszylinder heute prestigeträchtig und dynamisch in Szene setzen lässt.

Mit dem neuen BMW Sechszylinder-Triebwerk wollen die Bayern ihre K-Baureihe in absehbarer Zeit weiter ausbauen. Das erste Serienmodell soll ein ebenso innovatives wie luxuriöses BMW Tourenmotorrad werden.

Grundlage der Studie ist die kompakte Bauweise des Motors. Das Triebwerk baut rund 100 mm schmaler als alle bisherigen Serien-Reihensechszylinder und damit nur geringfügig breiter als ein aktueller, großvolumiger Vierzylinder-Reihenmotor.

Erreicht wurde die geringe Baubreite durch ein leicht überquadratisches Bohrung-Hub-Verhältnis mit relativ langem Hub sowie sehr kleinen Zylinderabständen. Außerdem sind die elektrischen Nebenaggregate und deren Antrieb hinter die Kurbelwelle in den Freiraum oberhalb des Getriebes gewandert.

Das vergleichsweise niedrige Gewicht der Antriebseinheit resultiert aus gezieltem Leichtbau in allen Bereichen, etwa zwei hohl gebohrten obenliegenden Nockenwellen oder den sehr leichten Pleueln. Durch den bauartbedingten perfekten Massenausgleichs kann beim Reihensechszylinder-Motor auf eine Ausgleichswelle und deren Antriebselemente verzichtet werden, auch das bringt Gewichtsvorteile.

Im Layout lehnt sich der Reihensechszylinder der Konzeptstudie Concept 6 an den bekannten Reihenvierzylinder-Motor der K 1300-Baureihe an, er verfügt wie dieser über eine um 55 Grad nach vorn geneigte Zylinderbank. Das schafft einen niedrigen Schwerpunkt und eine ausgewogene Gewichtsverteilung. Die Neigung des Motors schafft Platz für eine strömungsgünstige Sauganlage direkt über dem Motor. Der Reihensechszylinder der Concept 6 vertraut auf Trockensumpfschmierung. Neben großer Betriebssicherheit auch unter extremen Bedingungen ermöglicht sie eine flache Bauweise des Kurbelgehäuses und damit eine tiefere Einbaulage des Motors und eine schwerpunktnahe Konzentration der Massen. Durch den Verzicht auf eine Ölwanne kann das Triebwerk gegenüber einer herkömmlichen Konstruktion deutlich weiter unten angeordnet werden. Das Ölreservoir bildet ein im hinteren Bereich des Motorgehäuses integrierter Öltank. Ein separater Tank entfällt, vorteilhaft für die Gewichtsbilanz.

Die Leistung des neuen Sechszylinders mit 1,6 Liter Hubraum soll sich im Bereich der 1,3-Liter-Reihenvierzylinder-Motoren bewegen, das Drehmoment dürfte im Spitzenfeld großvolumiger Motorradmotoren liegen. Bei Drehzahlen ab 2.000 U/min sollen 130 Nm Drehmoment anliegen, die Höchstdrehzahl liegt bei knapp 9.000 U/min. Der Kraftstoffverbrauch des mit geregelter Katalysatortechnik ausgerüsteten Sechszylinders soll bei tourenkonformer Fahrweise unter dem eines vergleichbaren Vierzylinder-Motors liegen. Der Einsatz von E-Gas (Ride-by-Wire) über auswählbare Fahrmodi soll weitere Potenziale hinsichtlich Kraftstoffverbrauch und Fahrdynamik erschließen. Ökonomischen Aspekten trägt der Reihensechszylinder der Concept 6 zudem mit der Ventilbetätigung über Tassenstößel und daraus resultierenden langen Inspektionsintervallen Rechnung.

Konsequent rückt das Design der Concept 6 den Reihensechszylinder optisch in den Mittelpunkt, etwa auch durch die sechsflutige Auspuffanlage mit Sidepipes und die starke Präsenz der platinfarbenen Ansaugkanäle. Im Mix aus klassischen und modernen Stilelementen des Motorradbaus die Concept 6 mit langer Frontpartie und kurzem Heck die Formensprache der Café Racer auf. Die Karosserieelemente umschließen das platinfarben lackierte Triebwerk und stellen es aus allen Blickwinkeln zur Schau.

Beim Fahrwerk setzt die Concept 6 auf einen Leichtmetall-Brückenrahmen sowie Duolever (vorne) und Leichtbau-Paralever (hinten) als Radführungen. Dazu gibts 17-Zoll-HP-Schmiederäder und eine Bremsanlage mit Sechskolben-Festsätteln vorne.

Minimalistisch ist das Instrumentenpanel, das auf einen Drehzahlmesser verzichtet. Eine LED-Anzeige gibt Auskunft darüber, wie viel nutzbare Drehmomentreserve dem Fahrer noch zur Verfügung steht. LEDs gibt es auch bei dem in Stabform integrierten Scheinwerfer vorne und beim bis weit oberhalb in den Sitzbankhöcker gezogenen Rücklicht.

Quelle: Gerhard Prien