Bocklet Dakar 730
Seit 1984 baut der Karosserie- und Fahrzeugbau-Meister Michael Bocklet aus Koblenz am Rhein Reise- und Expeditionsmobile; inzwischen tut er dies mit einem rund 20 Personen starken Mitarbeiter-Team. Darunter sind Schreiner, Elektriker, Lackierer, Schlosser und Fahrzeugbauer, alles Spezialisten ihres Fachs. Grund genug in Koblenz mal eines der Fernreise-Mobile genauer unter die Lupe zu nehmen.
In fast einem Vierteljahrhundert sind über 400 individuell maßgeschneiderte Reisemobile aus den Produktionshallen unweit des Rheins gerollt, viele davon mit Allradantrieb. Und, die Tendenz ist (weiter) steigend. Alle allradgetriebenen Mobile aus dem Hause Bocklet gehören zur so genannten Dakar-Baureihe. Die zeichnet sich durch ihr einfaches, klares Design aus: Quadratisch, praktisch, gut. Überflüssige Schörkel, modischen Zierrat oder Schnickschnack sind Meister Bocklets Sache nicht. Auf den Einsatzzweck ausgerichtet sind seine Fahrzeuge, nach dem bewährten alten Motto: form follows function.
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Ein Fall für zwei
So ist es auch beim Dakar 730. Auch er ist mit Lineal und rechtem Winkel gezeichnet, das Fahrerhaus steht senkrecht im Wind, die Wohn-Box lässt jegliche Rundungen vermissen. Ein eindeutiger Vorteil im Wohnbereich: Hier kann buchstäblich jeder Winkel genutzt werden, was für längere Reisen außerordentlich wichtig ist.
Denn der 730er Dakar ist schließlich nicht für deutsche Straßen oder Reisemobil-Stellplätze im Schwarzwald oder an der Nordsee gebaut. Der weiße Riese schreit geradezu nach (längeren) Fernreisen, sei es in Australien, Asien oder Afrika. So war auch der Ort der ersten Präsentation des 730er der angepeilten Nutzung des Fahrzeugs gemäß gewählt. Premiere hatte das weiße Trumm in Bad Kissingen während der zehnten Auflage der Fachmesse „Abenteuer & Allrad“.
Bocklets Dakar schaut, obgleich nicht martialisch overdressed, nicht nur aus wie das leibhaftige Abenteuer – man kann es auch mit ihm wagen. Möglich macht das die Basis des Fernreise-Mobils, ein MAN TGM 13.280 (Radstand 3.650 mm). Der kommt beispielsweise auch bei Rettungsdiensten oder Feuerwehren zum Einsatz. Im Falle des 730er Dakar bietet der Allradlaster ein zulässiges Gesamtgewicht von zwölf Tonnen. Wer monatelang fern der Heimat unterwegs sein will, braucht nun mal ein wenig mehr Zuladung als für vierzehn Tage am Strand von St. Peter-Ording. Da passt der Dakar mit einer Gesamtlänge von 730 cm, einer Breite von 245 cm und einer Höhe von satten 3.85 Metern ohnehin nicht richtig hin. Für den Antrieb sorgt ein Reihen-Sechszylinder mit Common Rail-Einspritzung. Jeder einzelne Brennraum ist größer als ein bayerischer Maßkrug, in Addition kommt der Motor auf 6.871 ccm und eine Leistung von 206 kW / 280 PS. Jenseits befestiger Straßen helfen Allradantrieb und Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse. Damit das Zurücklegen größerer Distanzen auch kommod und sicher vonstatten geht gibt es ABS, Komfortsitze, Klimaanlage, eine Rückfahrkamera und ein Radio-CD-Navigationssystem.
Für Bocklet Fahrzeugbau ist die Fertigung des Wohnkoffers in GfK-Sandwich, mit einer Wandstärke von 50 und einer Bodenstärke von 60 mm, schon business as usual. Die Klappen der im Schürzenbereich und im Heck liegenden Stauräume verfügen über ein GfK-Stufenprofil. Damit sind sie staub- und wasserdicht, vor unbefugtem Zugriff schützen Mehrfach-Verriegelungen. Nicht ganz billig, aber dem Einsatzzweck angemessen sind die verbauten KCT Ausstellfenster mit Echtglas.
Alles drin, alles dran
Genau 515 Zentimeter ist die Kabine innen lang, und damit 43 cm länger als ein fünftüriger Iveco Massif. Dazu gibt’s eine Stehhöhe von 2,20 Metern und eine Innenbreite von satten 230 Zentimetern. Der Grundriss ist konsequent auf zwei Reisende zugeschnitten. Die U-förmige Sitzgruppe befindet sich links der Einstiegstür, der Wohnraum kann über eine elektrisch ausfahrbare Treppe erreicht werden. Verkehrte Welt: Beim Dakar 730 ist der Alkoven im Heck, dort ist das Doppelbett (Liegefläche 200 x 140 cm) untergebracht.. Zusätzlich kann die U-Sitzgruppe zur Liegefläche umgebaut werden. Unter dem „Heck-Alkoven“ haben zwei Reserveräder Platz, die per Winde bewegt werden.
Weiter geht’s mit den inneren Werten. Der Küchenblock liegt mittig auf der Fahrerseite und bietet alles, was man so braucht: Dreiflamm-Gaskocher mit Backofen, großes Doppel-Spülbecken mit Haushaltsarmaturen, reichlich Stauraum. Rechts der Einstiegstür hat der Kompressor-Kühlschrank mit 115 Litern Inhalt Platz – obenauf thront eine Kaffee-/Espresso-Maschine, gespeist von einem 3 kW Wechselrichter. Der kriegt seinen Saft aus Akkus mit einer Gesamtkapazität von 440 Ah, für Nachschub sorgt die Solaranlage mit 480 Watt. Das Sanitärabteil befindet sich hinter dem Fahrerhaus in Fahrtrichtung links, ausgerüstet mit Cassetten-WC, Waschbecken und separater Dusche. Ein deckenhoher Kleiderschrank nimmt gegenüber die Bekleidung auf. Den Durchgang von der Wohnkabine ins Fahrerhaus verschließt eine stabile Tür.
Die Bordtechnik ist professionell installiert, mehr als ausreichend dimensioniert sind die Versorgungseinrichtungen. Die Zahlen: Frischwassertank 430 Liter, Abwassertank 320 Liter, das reicht ein paar Tage. Alle Tanks sind innen liegend und beheizt. Für angenehmen Aufenthalt in kälteren Regionen sorgen eine Eberspächer Diesel-Warmluftheizung, ergänzt von einer Alde-Warmwasserheizung. Im Wohnbereich sind Energiesparleuchten und Spots mit Dimmer verbaut. Preis des robusten Fernreise-Lasters (tief durchatmen): 264.000,- Euro inklusive Mehrwertsteuer und inklusive der geschilderten Technik.
Basisfahrzeug:
MAN TGM 13.280
Radstand 3.650 mm, zulässiges Gesamtgewicht 11.900 kg, Sechszylinder Reihenmotor, Reihen-Sechszylinder mit Common Rail-Einspritzung, Hubraum 6.871 ccm, Leistung 206 kW / 280 PS
Allradantrieb, Differenzialsperre an Vorder- und Hinterachse
ABS, 760 Liter fassender Kraftstofftank, Komfort-Sitze, Radio-CD-Navigationssystem, Rückfahrkamera, Klimaanlage,
Abmessungen Fahrzeug: 7.300 mm Länge, 2.450 mm Breite, 3.850 mm Höhe
Aufbau
Aufbaulänge Kabine innen: 5.150 mm, Aufbaubreite 2.300 mm, Aufbauhöhe 2.200 mm,
2 Sitzplätze mit Dreipunktgurt, Heckbett 2.000 x 1.400 mm,
Aufbau als Kältebrückenfreie GfK-Sandwichkonstruktion mit Doppelboden, Wand- und Dachstärke 50 mm, Bodenstärke 60 mm, Deckschicht je 3 mm, Türen und Klappen mit GfK-Stufenprofil, KSD-Hohlgummidichtung und Mehrfach-Verriegelung, Außenstauraum im Schürzenbereich und unter dem Heckbett, elektrische Einstiegsstufe mit Automatik-Steuerung, KCT-Echtglas-Ausstellfenster, Dachluke Seitz Heki I, Dachluke Fan Tastic Vent, Fahrerhausdurchgang mit verschließbarer Tür, Dachträger auf Fahrerhaus
Innenausbau
Möbelbau in 16 mm Sperrholz Teak, Doppelboden, Eberspächer Diesel-Warmluftheizung, Alde Warmwasserheizung, mit 12 Liter WW-Boiler, Motorwärmetauscher, Batteriekapazität 440 Ah, Automatikladegerät 24 Volt / 70 A, Wechselrichter 3 kW, Solaranlage 480 W, Kontrollpanel mit Ampere-Stunden-Zähler, Energiesparleuchten und Spots mit Dimmer, Cassetten-WC, Tanks innen liegend und beheizt (Frischwassertank 430 Liter, Abwassertank 320 Liter), 2 x 11 kg Gas, Haushaltsarmaturen mit Einhebelmischer, Dreiflamm-Kocher mit Backofen, Kompressor-Kühlschrank mit 115 Liter Inhalt,
Fahrzeugpreis
Fahrzeugpreis inkl. Fahrgestell und Sonderzubehör: 264.000,-- Euro inkl. MwSt.
Quelle: Gerhard Prien