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Bardenas Reales

Bardenas Reales

Wer eine Fahrt in die Pyrenäen plant, sollte sich Zeit einplanen um die Bardenas Reales zu besuchen.
Nur unweit der Pyrenäen erstreckt sich eine Steinwüste die ihres gleichen in Europa sucht.
Auf einer Fläche von ca. 42500 Hektar erstrecken sich Plateauberge, Ebenen aus gebackenem Stein und unwirklichen Canyon’s.

Auf unserer Filmtour 2003 durch die französischen Alpen, Piemont und Ligurien fahren wir den Tenda hoch zum Fort Central. Wir stehen noch nicht richtig, klopft es an der Fahrertür.
Völlig außer Atem steht ein sympathischer Typ vor mir. Wir sind uns schon ein paar Tage zuvor auf der Maira Stura begegnet. Er heißt Knut und ist uns mittlerweile ein sehr guter Freund geworden!
Die Nacht wurde lang und der Schlaf sehr kurz. Unter anderem erzählt er uns von der Bardenas Reales.

Bardenas Reales? Haben wir noch nie gehört! Eine Steinwüste mitten in Europa!
Schon alleine die Beschreibung der Wüste durch Knut lässt uns aufhorchen!

So ist schnell beschlossen, dass wir uns später wieder treffen werden, um gemeinsam das Abenteuer Bardenas zu erleben.
Da wir eine weitere Filmtour in den Pyrenäen geplant haben, kommt das Treffen gar nicht ungelegen.
Wir haben keine Ahnung was uns in dieser Bardenas erwartet. Knut jedenfalls schwärmt von dieser Gegend, mit seinen Tafelbergen und den wilden Canyons.

Um selbst vorab Informationen über dieses Stück Erde zu holen, ist es für uns zu spät. So verlassen wir uns ganz auf Knut und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen.
Anfang August verabreden wir uns etwas südlich von Pamplona. Ein Staubecken, welches eher einem See gleicht ist unser Treffpunkt.

Zuerst geht nach Tudela, eine südländische Stadt mit ihren typisch tempramentvollen Gepflogenheiten auf den Straßen
Endlich befinden wir uns wieder außerhalb des Sraßengewirrs Tudelas. Hier in der Nähe soll unser Einstieg in die „Wüste“ erfolgen.
Es ist schon ein komisches Gefühl mitten in Europa von Wüste zu sprechen.

Um die Bardenas Reales „trittsicher“ zu bereisen, müssen wir dringend unsere Bremsbeläge am Unimog wechseln. Die Passorgien in den französischen Alpen, und den Pyrenäen, wo wir uns insgesamt 3 Monate aufhielten, schruppten die Beläge auf ein Minimum.
Knut hatte sie uns aus Deutschland mitgebracht.

An einer höhergelegenen Erimitage (Einsiedlerkapelle) am Rande der Wüste suchen wir Schatten um die schweißtreibende Arbeit zu erledigen.
Von dort aus haben wir schon einen grandiosen Einblick in die bizarre Steinwelt.
Das sanfte Abendrot dazu entschädigt für die vielen Schweißtropfen des heißen Nachmittags.

Schroff und zerklüftet wirken die Canyons, die im Frühjahr vom Schmelzwasser der Pyrenäen gespeist werden und dabei die Ebenen zerfurchen.
Morgen wollen wir uns ins unbekannte Abenteuer wagen. Es ist Hochsommer und der Kern der Wüste wirkt wie ein Glutofen. Außerhalb der Wüste steigen die Temperaturen schon auf über 35 Grad Celsius. Im Inneren der Bardenas kann das Thermometer in den Senken bis zu 45 Grad im Schatten und mehr erreichen.
Eine warme Nacht, mit heftigen Gewittern in der Ferne, lässt uns noch lange vor unseren Fahrzeugen am Rande des Abgrunds sitzen.
Wir planen unsere gesamte Tour und beschließen noch im Anschluss eine Templerburg zu besuchen. Außerdem interessieren wir uns noch für die größte und nördlichste, dauerhafte Festungsanlage der Mauren.

Die Bardenas Reales wird von einem schier unüberschaubaren Gewirr an Pisten durchzogen. So willkürlich wie die Canyons von den Wassermassen zerrissen wurden, so wirr scheint auch das Pistennetz zu sein. Der Boden ist so trocken, dass bei einem Regenschauer das Wasser nur darüber hinweg fließen würde.
Auf den vielen großen und kleinen Plateaus lässt sich erkennen, dass einige Pisten ins Nichts zu führen scheinen. Manche stoßen auf immer größer werdende Pisten oder verzweigen sich mehrmals.

Die Einfahrt in die Bardenas am anderen Morgen scheint uns unwirklich und abstrakt. Die Temperatur ist angenehm. Eine gut ausgebaute, grob geschotterte Piste führt uns vorbei an Tafelbergen und öden Weiten aus Staub und Stein. Je weiter wir aber in die Wüste eindringen, desto schlechter werden auch die Wege. Auswaschungen und Stufen in der Piste lassen ein schnelles Vorankommen nicht zu.
Doch wir sind nicht in Eile. Deshalb ist es eher ein Genuss, Stück um Stück dieses Ödland zu „erobern“. Felsen in den unterschiedlichsten Farbnuancen steigen sanft in die Höhe um dann abrupt abzufallen.
Dieses Karstgebiet erinnert irgendwie an den mittleren Westen der USA.

Unser Weg führt auf einer knochenharten Lehmpiste bergauf. Wir erreichen ein weitläufiges Hochplateau und können uns dadurch einen Überblick des Areals verschaffen. In der Ferne scheint das Meer an Tafelbergen und wirren Einschnitten in der Erde kein Ende zu nehmen. Es ist ein phantastischer Ausblick!
Mittlerweile ist es schon sehr heiß geworden. Doch der Wind lässt uns diese Temperatur aushalten. Der Wind ist auch das einzige Geräusch, welches uns auf diesem Plateau in den Ohren rauscht.
Mit ein paar Ausnahmen.......
Ab und an ziehen knapp über unsere Köpfe tieffliegende Kampfjets ihre Kreise und schneiden die Stille.

Auf der Anhöhe entdecken wir inmitten dieses Karstgebietes einen kleinen See. Wir beschließen dort den Rest des Tages zu verbringen.
Etwas auf Abwegen, die Piste teilt sich auf der Rückfahrt, fahren wir wieder hinunter. Für SUV’s wäre jetzt Schluss. Zumindest hätten sie jetzt Boden(blech)kontakt.
Der Unimog verschränkt seine Achsen mit metallischem Geräusch und Knut hat im 90er Landy keine Mühe zu Folgen.

Die Fahrt dauert länger wie gedacht. Von „oben“ sah es zum See wie ein Katzensprung aus. Doch die Details der ausgewaschenen Piste waren natürlich nicht zu erkennen. Teilweise in waghalsigen Abstiegen in die Canyons verläuft der Weg. Gut das jetzt kein Regen fällt! Nach gut 2 Std. erreichen wir das kühle Nass.
Nach der Fahrt im überhitzten Fahrzeug lädt der See direkt zum baden ein. Das Wasser ist herrlich! Zwar etwas trüb aber nach all den „freiwilligen“ Strapazen sehr erfrischend. Wir können viele Libellen am Ufer ausmachen, die sich an ihren Ansitzen festhalten und Kleininsekten jagen. Was will man mehr?
Schnell ist unser Lager errichtet. Ein Sonnensegel wird von einem Fahrzeug zum anderen Gespannt. Den Schatten können wir jetzt gut gebrauchen.

So pflegen wir nun die südländischen Sitten und halten erst einmal Siesta!

Die schwüle Hitze des Tages lässt am Rande der Bardenas erneut ein Gewitter heraufbrodeln. Wir lassen uns am Abend selbstgemachtes Brot zu lecker Rotwein schmecken und genießen mal wieder bis spät in die Nacht das Naturschauspiel in der Ferne.

Der folgende Tag ist, wie soll es anders sein, wolkenlos.
Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es tiefer in die Bardenas. Verschiedenfarbiger Fels begleitet uns. Die unterschiedlichen Farben kennzeichnen verschieden dichte Erdformationen. Lose Gesteinsschichten werden durch Regen weggespült, festeres Gestein bricht dadurch Stück für Stück ab.

Unser Weg wird mittlerweile immer enger und unscheinbarer.
Er ist zwar immer noch ausreichend breit, doch fordert er Konzentration und Fingerspitzengefühl.
So beschließen wir zunächst einmal Pause zu machen und den grandiosen Ausblick zu genießen. Unzählige Geier begleiten uns schon den ganzen Tag. Teils in riesigen Gruppen durchziehen sie die Thermikablösungen und kreisen in großer Höhe.
Den Rest der Streck erkunden wir zu Fuß. Auch dieser Weg wird auf einem Hochplateau enden. Ein gewaltiger eindrucksvoller Ausblick lässt uns ziemlich klein wirken. Von hier Oben haben die beeindruckenden Wasserläufe eine ganz andere Dimension. Weit verzweigt und tief in die Erden eingefurcht reichen die Canyons bis weit ins Land hinein. Wie riesige Arterien durchzweigen sie das Ödland. Einige abgeerntete Maisfelder kreiren herrliche Kunstwerke auf den Boden.
Von hier oben aus entdecken wir auch ein militärisches Übungsgelände.
Ein Zielgelände für den geübten Bombenabwurf der Düsenjets ist zu erkennen. Eine richtige Zielscheibe mit überdimensionalen Kreisen am Boden und alten Fahrzeugen als Ziel.





Am Anfang unserer Reise waren wir der Meinung, dass wir noch nie etwas von der Bardenas Reales gehört, geschweige denn etwas gesehen haben. Doch die Bardenas sind bekannter als man denkt!
In zahlreichen Filmen wurde diese unwirkliche Landschaft schon eingebunden. Zum Beispiel in dem Kinostreifen James Bond, „Die Welt ist nicht genug“ diente sie als Double für die Einstellung der kasachischen Atomversuchsanlage.
Doch nicht nur in der Neuzeit erinnert man sich an diese Steinwüste. Auch zu früheren Zeiten war die Bardenas reich an Geschichten und Legenden.
Die bekannteste handelt von „Sanchicorrota“. Er soll im 15 Jahrhundert gelebt und sich als absoluten Herrscher dieser Region gesehen haben. Um seinen Missetaten Einhalt zu gebieten und Sanchicorrota zu fassen, musste König Huan der Zweite ein wahres Heer aufstellen.
Sanchicorrota machte sich die Unwirklichkeit und Zerklüftheit der Bardenas Reales zu nutze. Als er jedoch schließlich seine ausweglose Situation gegenüber dem mächtigen Heer erkannte, war er zu stolz sich zu ergeben. So tötete er sich selbst.
Seine Leiche wurde nach Tudela gebracht und zur Abschreckung an den Galgen gehängt.

Unser nächstes Ziel ist das bekannte Schäferdenkmal. Eine Art Erdpyramide weist die Stelle des Denkmals. Es ist den Schäfern der Bardenas gewidmet, die im Sommer in den wilden Hochtälern der Pyrenäen ihre Schafe hüten und im Winter ihre Tiere in die warme Bardenas führen. Jahr für Jahr gehen sie den beschwerlichen Weg in die Pyrenäen und zurück.

Noch einmal haben wir so richtig Spaß!
Der Sand auf dem wir nun fahren, beschreibt eher den Zustand Staub.
Wir gewöhnen uns schnell an den extrem losen Untergrund. Wir fühlen uns wie in einer richtigen Wüste!
Auf diesen Pisten wird abgeraten zu fahren wenn es regnet. Auch im Frühjahr wird eher abgeraten dort zu fahren, wenn der Boden nach der Winterzeit noch mit Feuchtigkeit getränkt ist.
Dies bestätigen uns auch einheimische Bauern.

Eines sei noch angemerkt. Auf eine Beschilderung in den Bardenas sollte man sich nicht verlassen
Mit ausgeprägtem Abenteuer- und Pioniergeist kommt hier aber jeder auf seine Kosten.
Es wird geraten mit einem Geländewagen unterwegs zu sein. Die Anstiege aus den Canyons sind teilweise sehr steil uns nur aus losem Untergrund.
Bei Regen sollte die Bardenas Reales unbedingt gemieden werden!
Dann verwandeln sich die Strecken in unbezwingbare Schlammpisten.
Nicht mal die Bauern fahren dann hinein. Hinein in die Bardenas Reales, die im Frühjahr mit reißenden Fluten und üppigem Grün aufwartet und sich im Sommer zu trockenem Ödland verwandelt.
Wir haben nur drei Tage in diesem schönen Flecken Erde verbracht. Drei aufregend schöne Tage!
Wir sind nur einen kleinen Teil des unüberschaubaren Pistennetzes gefahren. Wer sich Zeit nimmt, kann sich länger hier vergnügen und immer neue Wege entdecken.
Danke Knut!