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Reisemobile/Kastenwagen

Hymer Cape Town VW T5

Alles im Kasten

Seit Jahrzehnten baut Branchenriese Hymer Wohnmobile und ist mit seinem Markennamen beinahe so etwas wie ein Synonym für die rollenden Behausungen geworden. Jetzt hat sich das Unternehmen aus Bad Waldsee erstmals in seiner Geschichte daran gemacht, einen VW Bus auszubauen: Den Cape Town auf Basis des VW T5.

Eigentlich ist es verwunderlich, dass die Oberschwaben so lange gewartet haben, ehe sie den VW für sich entdeckten. Denn der Markt für ausgebaute kompakte Kastenwagen brummt; da ist es erstaunlich, dass Hymer erst jetzt ein Stück von diesem Kuchen abhaben will.

Die Wettbewerber setzen in der Regel auf den schon klassisch zu nennenden Grundriss für den VW Bus. Hinter dem Fahrersitz schließt sich der Küchenblock an, im Heck ist quer die zur Liegefläche umklappbare Sitzbank untergebracht. Eine zusätzliche Schlafstatt bietet ein Aufstell- oder Hochdach.

Offenbar schien es dem Entwicklungsteam bei Hymer wenig attraktiv, auch auf diesen tausendfach bewährten Grundriss zu setzen. Eine echte Alternative zur seitlichen Möbelzeile will man bieten. Als Nutzer hat man für das neue Fahrzeug Menschen mit freizeitorientierten, sportlichen Hobbies im Auge. Surfer, Kiter, Drachenflieger, Mountainbiker, dynamische Zeitgenossen eben. Für die wollte man eine Art Multifunktions-Camper entwickeln. Die angepeilte Zielgruppe braucht einen handlichen, kompakten Wagen für jeden Tag, für die Fahrt ins Büro ebenso wie für den Einkauf, für den Transport der Kinder ebenso wie für die Urlaubsreise. Und natürlich für den Einsatz am Wochenende, mit reichlich Staukapazität für umfangreiches Sportgerät. Um dieses im Cape Town verstauen zu können macht Hymer mit seinem Bus-Ausbau so einiges anders als die anderen.

Das beginnt bei den Sitzplätzen. Serienmäßig gibt es drei davon, neben Fahrer- und Beifahrer hat eine weitere Person hinter dem Fahrzeuglenker Platz. Unter diesem Sitz findet das tragbare WC Platz – für „dringende Fälle“ unterwegs. Alternativ ist eine Zweier-Sitzbank verfügbar, außerdem ein optionaler, am Küchenblock zu befestigender Zusatzsitz. So können bis zu fünf Personen im Cape Town reisen.

Im Heck des Bus-Ausbaus finden sich rechts und links längs angeordnet zwei Möbelblöcke. Der auf der Beifahrerseite beherbergt den Küchenblock, mit Wasch- und Spülbecken, Zweiflamm-Gaskocher und mit je zwei Schubladen und Unterschränken. Selbst an eine Außendusche hat das Entwicklungsteam gedacht, die sportliche Zielgruppe wird es freuen. Frischwasser bunkert ein 35 Liter fassender Tank, der Abwasserbehälter mit 20 Liter Inhalt ist herausnehmbar. Eine kleine Gasflasche (2,7 kg) langt zum Kochen. Sie ist im Möbel auf der Fahrerseite, gewissermaßen der Bett-Truhe, untergebracht. Obenauf lagern während der Fahrt die drei Matratzenteile für die untere Schlafstätte. Das schaut ein wenig seltsam aus, so als sei man gerade beim Schlussverkauf eines Matratzenlagers gewesen und habe dort fix mal ein Bett mit eingepackt. Okay, wird das Bett nicht gebraucht, kann man es ja daheim lassen. Im Block gibt es Raum für Bekleidung, außerdem sitzt hier der Kompressor-Kühlschrank (49 Liter Inhalt). Geheizt wird mit Diesel, der ist ja eh an Bord. Eine Eberspächer Heizung mit vier Kilowatt Leistung sorgt für angenehme Temperaturen an kälteren Tagen. Da der Anlaufstrom einer mit Kraftstoff betriebenen Heizung relativ hoch ist, hat Hymer dem Cape Town einen Bordakku mit 160 Ah spendiert. Da stromsparende LED-Lichtleisten für Beleuchtung im Wohnraum sorgen, unterstützt von Schwanenhalslampen fürs obere Bett, sollte der „Saft“ für einige Tage autarken Wohnens ausreichen.

Zwischen den beiden Möbelblöcken bleibt ein Durchgang zur Heckklappe frei, für die Arbeit in der Küche oder als Laderaum, etwa zum Transport kostspieliger Zweiräder, die man ungern an der Heckklappe spazieren fährt. Zwei Zurrschienen am Boden bieten in ausreichender Zahl Verankerungspunkte zur Sicherung der Ladung. Allerdings versperrt das Gepäck den Zugang zu den Stauräumen, und leider hat man in Bad Waldsee das prinzipiell gute Konzept (noch) nicht ganz konsequent zu Ende gedacht. Richtig pfiffig wäre der Grundriss, wenn die beiden Möbelblöcke komplett herausnehmbar gestaltet wären. Dann könnte der Cape Town auch problemlos größere Transportaufgaben bewältigen und beispielsweise als Transporter und Basislager für das Rennwochenende mit dem Motorrad dienen.

Bei demontierter Einrichtung bliebe allerdings lediglich das Bett im von SCA gelieferten aufstellbaren Schlafdach für die Nachtruhe. Mit 191 Zentimeter ist es zwar einigermaßen lang geraten, bei 109 Zentimeter „Breite“ ist es allerdings wohl eher für Menschen gedacht, die sich mögen. In Serie ruht man auf einer Schaumstoffmatratze, als Sonderausstattung gibt es eine sich selbst aufblasende Isomatte. Das Dach wird manuell geöffnet, im Heck stellt es sich höher auf. So kann man auch mit dem Kopf nach hinten schlafen.
Das untere Bett (187 x 130 cm) liegt auf den Möbelblöcken in Höhe der Fensterunterkante, der vordere Teil wird im Bereich der Schiebetür mit zwei Haken eingehängt.

Bei einem ausgebauten Kastenwagen spielt sich bei passendem, warmem Wetter das Leben draußen ab. Das weiß man auch bei Hymer und gibt dem Cape ein Paar Stühle und einen an der Heckklappe verstauten Campingtisch mit auf den Weg. Bei Regen bilden die beiden drehbaren Sitze im Fahrerhaus zusammen mit dem Gestühl in der zweiten Reihe die Sitzgruppe, ein Tisch kann seitlich hinter dem Fahrersitz herausgeklappt werden.

Die meisten Kunden landen ganz gezielt bei einem VW T5, sie schätzen seine kompakten Abmessungen (4.890 x 1.910 x 1.990 mm, L x B x H, Radstand 3.000 mm) und sein Fahrverhalten, das dem eines Pkw in nichts nachsteht. Da ist es nur konsequent, dass Hymer seinem ersten VW-Ausbau für einen Grundpreis ab 55.900 Euro mit dem Zweiliter-TDI mit 103 kW / 140 PS gleich eine anständige Motorisierung beim Cape Town spendiert, ein VW California Comfortline ist mit gleichem Antriebsaggregat ab 56.346 Euro zu haben. Für das Geld gibt es aus Bad Waldsee bei rund 20 Vertriebspartnern in Deutschland ein Reisemobil im besten Sinne des Wortes. Mit einem Grundriss, der zugegebenermaßen anders ist als das Gros der VW Bus-Ausbauten – der dem Kunden aber, gerade auch deswegen, gefallen muss.

Hymer Car Cape Town – Technische Daten
Basisfahrzeug: VW T5 2.0 TDI, Frontantrieb (Allradantrieb gegen Aufpreis), Hubraum 1.968 ccm, Leistung 103 kW / 140 PS bei 3.500 U/min, 6-Gang-Schaltgetriebe, Zulässiges Gesamtgewicht: 3.000 kg (3.200 kg als Sonderausstattung), Leergewicht: 2.349 kg. Sitzplätze: 3 (4/5 als Sonderaustattung). Schlafplätze: 4.

Abmessungen: 4.892 x 1.910 x 1.990 mm (L x B x H), Radstand 3.000 mm, Stehhöhe 180 bis 240 cm.

Füllmengen: Frischwassertank: 35 Liter, Abwassertank: 20 Liter, Gas: 2,7 kg.

Ausstattung: GfK-Aufstelldach, Bett unten 1.870 x 1.300 mm, Bett Dachbett 1.910 x 1.090 mm, Kompressor-Kühlschrank mit 49 Litern Inhalt und Gefrierfach, Zweiflamm-Gaskocher, Dieselheizung Eberspächer 4 kW, Gel-Batterie 160 Ah.

Preis: Ab 55.900 Euro.
Quelle: Gerhard Prien