ADVENTUREMEDIA4U

Reisemobile/Kastenwagen

Bettmobil

Lang gemacht

Dass der VW Bus eine wunderbare Basis für ein kompaktes Reisemobil abgibt, das ist mittlerweile mehr als hinreichend bekannt. Auch der selbständige Handwerksmeister Rolf Hänle aus dem bayerischen Günzburg und sein Sohn David gehören zu den Fans des Bulli. Anders aber als Zigtausende anderer Bus-Freunde haben sie sich entschlossen, ein eigenes Reisemobil auf die Räder zu stellen - und zur Serienreife zu entwickeln.

Am Beginn dieses Planes stand ein Urlaub im Miet-Reisemobil auf Basis des VW T5. Das kam jedoch den Anforderungen von Vater Hänle nicht so ganz entgegen. Denn er legt Wert auf ein gutes Bett und will nicht ständig zwischen "Schlafen" und "Wohnen" umbauen. Ein VW Bus sollte es trotzdem sein. "Da wir beide lieber Pkw als Lkw fahren, fiel die Wahl des Basisfahrzeuges doch auf den T5", so Rolf Hänle. Ende des Jahres 2009 stand der Entschluss fest, einen eigenen Camper zu bauen. Als Basis dient ein T5 Startline mit kurzem Radstand und einem Hochdach von Polyroof, da Familie Hänle gerne Urlaub im Norden macht und somit dem isolierten Hochdach den Vorzug vor einem Aufstelldach gab.

Dem Bus sollte ein etwas unkonventionelles Ausziehbett im Heck verpasst werden, unter Beibehaltung der serienmäßigen Heckklappe. Da kam es sehr gelegen, dass Sohn David Hänle seine Brötchen als Maschinenbau-Ingenieur im Bereich Konstruktion verdient. Zusammen mit einem Handwerkskollegen, einem Tischler, wurde nach einer 3D-Grundkonstruktion am PC ein erster Prototyp gebaut. Das kreative Trio verpasste dem Bus eine klappbare Verlängerung des Hecks aus Mehrschicht-Platten mit einer Innenisolierung, die innen mit dem serienmäßigen Stoff von Volkswagen überzogen wurde.

Klingt simpel, brauchte aber einiges an Hirnschmalz. Rolf Hänle meint dazu, "sehr bald stellten wir fest, dass die ganze Sache sehr komplex ist, da die Heckklappe auch ordentlich zu schließen sein sollte". Aber, so resümiert er, "nach vielen Arbeitsstunden ist uns ein bestens funktionierendes Urlaubsfahrzeug gelungen".

Seitenteile und eine Bodenplatte klappen aus dem Fahrzeug nach hinten heraus und werden durch die Heckklappe geschlossen. Durch deren Scheibe ist bei gebautem Bett ein Blick in den Sternenhimmel möglich. So ganz nebenbei gab diese Tatsache dem Fahrzeug dann auch den Namen: Bett-Mobil.

Erste Kontakte mit anderen Campern auf Stell- und Campingplätzen zeigten deren reges Interesse an der Konstruktion der Hänles. Die Fragen "wo gibt es das zu kaufen?" oder "was kostet das?" artete oft in abendfüllende Gespräche aus. Die Hänles suchten deshalb nach einer Möglichkeit, wie ihre Idee in eine Serienfertigung münden könnte. Ihre Wahl viel auf eine gelaserte und maschinell gekantete Alukonstruktion, die innen isoliert und mit VW Stoff bespannt wird. Da aber Aluminium ein guter Wärme- bzw. Kälteleiter ist, kam es an bestimmten Stellen des komplexen Ausklapp-Hecks zu Schwitzwasserbildung. Daher rührt die nunmehr verfolgte Idee, das Konzept in Glasfaser-Verbundstoff zu realisieren. So sollen Kältebrücken ebenso wie unsaubere Kanten zwischen Außenhaut und Dämmung sowie Stoff vermieden werden. Der Hauptteil ist bereits fertig, danach werden noch die Anschlussteile zum Fahrzeug hin neu konstruiert. Das neue Heckteil hat jetzt abgerundete Ecken, verläuft hinten schräg nach oben und bietet innen noch mehr Raum als beim abgebildeten Fahrzeug. Für die Fertigung des Prototyps beantragten die Hänles beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie eine Innovationsgutschein - und bekamen ihn auch genehmigt.

Die Unterkonstruktion des Bettes besteht aus verschraubten Alu-IT-Profile und ist auf den serienmäßig im Multivan oder California verbauten Schienen der Sitzbank-Befestigung befestigt, alternativ kann auch der Kombi mit geänderter Unterkonstruktion als Basis dienen. Da die Türen im Heck unterhalb der Liegefläche von der Heckklappe, die ja über der Bettkonstruktion das Dach bildet, nicht mehr verdeckt werden, sind sie abschließbar gehalten. Der verbleibende Kofferraum fasst immer noch über 500 Liter, zwei Falträder passen hier locker rein. Zur sicheren Befestigung und Verankerung des Oberteils dienen Schwerlastschienen. Wenn das Heckteil im Fahrzeug verstaut ist, bleibt die Rundumsicht übrigens voll wie im Serienfahrzeug erhalten.

Die Oberteil des Heckbetts - bei der Neukonstruktion besteht es aus Faserverbundstoff - ist außen in Fahrzeugfarbe lackiert und innen gedämmt. Im Heck gibt es ein klappbares Fenster mit Verdunklungsrollo und Mückennetz. Die Größe des Bettes mit der rund zwölf Zentimeter starken Matratze (bis zu 15 cm sind realisierbar) liegt bei rund 136 auf 200 Zentimeter.

In Hänles eigenem Bettmobil entfällt die Sitzbank, gefahren wird mit einem Einzelsitz in zweiter Reihe, Fahrer- und Beifahrersitz sind drehbar ausgeführt. Links an der Schiebetür ist ein Koch-/Kühlmodul verbaut, mit einem Kompressorkühlschrank und einem gasbetriebenen Drei-Flammkocher, der auch außen nutzbar ist. Unten im Modul gibt es ein Gasfach für eine 2,8 kg Gasflasche und ein großes Auszugsfach für Lebensmittel. Bei Verwendung eines kleineren Küchenmoduls lässt sich in der zweiten Reihe auch ein weiterer Einzelsitz montieren. Damit kann das Bettmobil dann mit vier Personen gefahren werden. Hinter dem Einzelsitz ist ein Spülmodul installiert, mit Spüle, einem 35 Liter fassenden Frischwassertank, Tauchpumpe und einem 20 Liter fassenden Abwassertank. Zusätzlich gibt es Schubladen und Schränke für Kochutensilien. Unter dem Bett ist im Mittelteil ein Cassetten-WC mit elektrischer Spülung und SOG-Absaugung ausziehbar untergebracht. Im Heck befindet sich im Hochdach ein großer Schrank für Kleidung. Selbstverständlich sind andere Grundrisse und Möbelkombinationen im Wohnbereich realisierbar.

Im Frühjahr bis Sommer 2014 soll das innovative Ausklapp-Heck-Bett für den VW Bus fertig - und verkaufsbereit - sein. Der Heckausbau taugt zur Nachrüstung des VW T5 mit kurzem und langem Radstand und kann sowohl beim serienmäßigen Stahldach als auch mit Aufstell- oder Hochdach verbaut werden. Rolf Hänle rechnet derzeit mit einem Verkaufspreis von sechs- bis siebentausend Euro.