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Motorrad/Tourer

BMW K 1600 GT und GTL

Sechs sells

Im Herbst 2009 sorgte der in der Konzeptstudie Concept 6 von BMW Motorrad verbaute Sechszylinder-Motor für ein deutliches vernehmbares Raunen in der Motorradgemeinde. Die Bayern werden doch nicht etwa? Doch - sie werden. Mit den Modellen K 1600 GT und 1600 GTL wuchten die Weiß-Blauen einen hausintern entwickelten Sechszylinder-Reihenmotor in einen Motorradrahmen. Warum auch nicht, schließlich hat man bei BMW mehr als sieben Jahrzehnte Erfahrung mit Reihen-Sechszylindern.

Seit den Zeiten der seligen Six-Pack Honda CBX, der kantig-schweren Kawasaki Z 1300 und der italienisch-filigranen Sei-Modelle von Benelli hat sich kein Motorrad-Hersteller mehr an einen Sechszylinder getraut. Doch, halt, nicht zu vergessen: Auch in Hondas Goldwing werkelt auch ein Sechszylinder. Aber das japanische Dickschiff fährt ja ohnehin in einer ganz eigenen Klasse. Jetzt ist auch BMW erstmals mit bei der Musik aus sechs Zylindern im Bike - und wird mit den beiden K 1600-Modellen wohl auch dem japanischen Luxustourer den ein oder anderen Kunden abjagen.

Denn für Touren-Motorräder ist BMW schon seit ewigen Zeiten bekannt - und anständige Sechszylindern können die Bayern auch bauen, was sie ja schon lange genug im Pkw-Segment unter Beweis stellen. Obendrein stehen Sechszylinder für eine angenehme Laufkultur, mit 118 kW / 160 PS bei 7.750 U/min und einem maximalen Drehmoment von 175 Newtonmetern bei 5.250 U/min stehen auch ausreichend Leistung und Drehmoment zur Verfügung. Gut für ordentlich "Dampf aus dem Keller": Mehr als 70 Prozent des maximalen Drehmoments liegen schon ab 1.500 Touren an. Nicht zu unterschätzen ist auch die emotionale Seite des Vergnügens, schließlich steht nicht an jeder Ecke ein Sechszylinder-Motorrad. Dass BMW obendrein den "kompaktesten Sechszylinder-Reihenmotor im Motorrad-Serienbau" herausstreicht, okay - geschenkt. Das ist ja in einem durchaus übersichtlichen Angebot nun auch nicht so furchtbar schwer gewesen, ein kompakt bauendes Aggregat zu offerieren. Da ist es schon erheblich spannender, dass der Sechszylinder mit seinem Motorgewicht von 102,6 Kilogramm auch der mit Abstand leichteste, in Serie gebaute Sechszylinder-Reihenmotor für Motorräder in der Klasse mit mehr als einem Liter Hubraum ist. Seine geringe Baubreite von 555 mm verdankt der Six-Pack vor allem der Zylinderbohrung von 72 Millimetern in Verbindung mit gerade mal fünf Millimetern Abstand zwischen den Zylinderlaufbuchsen. Technisch interessant ist auch das System zur Ansteuerung der zentralen Drosselklappe des Motors. Die erfolgt über einen Elektromotor in Form eines so genannten E-Gas- oder Ride-by-Wire-System und einen Sensor im Gasdrehgriff. Das niedrige Motorgewicht trägt, neben praktiziertem Leichtbau am gesamt Fahrzeug, auch zum relativ niedrigen Fahrzeuggewicht bei. Die K 1600 GT wiegt ohne Koffer 319 Kilogramm, die K 1600 GTL bringt mit Koffern und Topase 348 Kilogramm auf die Waage.

Per Knopfdruck kann der Fahrer vom rechten Lenkende aus zwischen drei verschiedenen Fahrmodi wählen. Zur Verfügung stehen für unterschiedliche Einsatzzwecke und Fahrbahnbedingungen die Einstellungen "Rain", "Road" und "Dynamic". Mit jedem Fahrmodus kombinierbar ist die optional verfügbare Traktionskontrolle DTC, die für größtmögliche Sicherheit beim Beschleunigen sorgen soll.

Einstellmöglichkeiten gibt es auch beim Fahrwerk. Hier erlaubt die elektronische Fahrwerksanpassung ESA II (Electronic Suspension Adjustment II) die ideale Abstimmung auf unterschiedliche Beladungszustände. Die Feder-Dämpferverstellung wird für 740 Euro ab Werk als Sonderausstattung angeboten. Neben der Zugstufendämpfung des vorderen und hinteren Federbeins sowie der Federbasis ("Federvorspannung“) des hinteren Federbeins lassen sich auch dessen Federrate und damit die "Härte" der Feder auf elektronischem Wege beeinflussen. Über die zusätzliche Anpassung der Federrate lassen sich die Dämpfungseinstellungen "Sport", "Normal" und "Komfort“ bei ESA II weit spreizen und damit im Fahrbetrieb deutlich ausprägen. Im Klartext heisst das: Im "Sport"-Modus werden die Bikes dynamischer und präziser, im "Komfort"-Modus komfortabler als im "Normal"-Modus.

Erstmals im Motorradbau gibt es für die neuen 1600-er Tourer - zusätzlich zum serienmäßigen Xenon-Scheinwerfer mit Leuchtweitenregulierung - gegen Aufpreis ein adaptives Kurvenlicht, das die gefahrene Schräglage ausgleicht. Ein deutlicher Sicherheitsgewinn, wenn die Tour mal wieder etwas länger gedauert hat und in die Nacht hinein gefahren wird.

Die K 1600 GT gibt es in den Karosseriefarben Lightgrey metallic und Vermilionred metallic mit in Ostragrau metallic gehaltenem Rahmen und Rädern und einem Motor in der Farbe Platin metallic matt. Die K 1600 GTL kommt in Mineralsilber metallic beziehungsweise Royalblau metallic und in Magnesium metallic matt lackiertem Rahmen und Rädern.

Die BMW K 1600 GT und das Schwestermodell K 1600 GTL starten am 19. März 2011 als neue Spitzenmodelle des Tourer-Segments bei BMW Motorrad in die neue Saison. Die K 1600 GT bietet sich mit der nach vorne orientierten Sitzposition für den engagierten Tourenfahrer an, dem es auf Fahrdynamik ankommt. Sie steht für 19.900 Euro beim Händler. Die K 1600 GTL bietet eine aufrechtere Sitzposition und eine luxuriöse Ausstattung mit Xenon-Scheinwerfer, Griff- und Sitzheizung sowie Geschwindigkeitsregelung und Bordcomputer und ist damit die ideale Begleiterin für Reisen zu zweit. Sie kostet 21.850 Euro. Der höhere Preis relativiert sich etwas durch das bei der GTL serienmäßig verbaute Audiosystem K 1600 GT mit Vorbereitung für ein Navigationsgerät, für das BMW bei der K 1600 GT einen Aufpreis von 1.100 Euro verlangt, und das ebenfalls serienmäßige Topase.

Wie bei BMW üblich kann man den Preis durch den ein oder anderen gesetzten Haken in der Aufpreisliste noch etwas nach oben treiben. Etwa mit dem Sicherheitspaket, das für 850 Euro ein adaptives Kurvenlicht, die dynamische Traktionskontrolle DTC und das Reifendruck-Kontrollsystem RDC bietet. Ein elektronisch einstellbares Fahrwerk ESA II (Electronic Suspension Adjustment) sowie die Zentralverriegelung und Diebstahlwarnanlage kosten für die K 1600 GT 1.120 Euro, für die GTL ruft BMW 1.400 Euro auf. Ohne zusätzliche Kosten bietet BMW für die K 1600 GT eine niedrigere Sitzbank (780 bis 800 mm) an.

Quelle: Gerhard Prien