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Motorrad/Sonstige

40 Jahre BMW Motorräder in Berlin

Berlin, 16. Juni 2009: Im BMW Werk feiert man Jubiläum. Seit 40 Jahren werden in Berlin Spandau BMW Motorräder produziert. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit gratuliert persönlich mit einem Grußwort zu diesem Geburtstag und dankt BMW für das klare Bekenntnis zum Standort Berlin. Das BMW Werk Berlin sei ein Botschafter für Industriepolitik in Berlin.

Im Jahre 1969 läuft die Fertigung von Motorrädern im Werk München aus, die Produktion von BMW Motorrädern wird vollständig ins Berliner BMW Werk verlagert. Zuvor werden bereits Motorradkomponenten im Berliner Werk produziert. Das Spandauer Werk gehört bereits seit 1939 zu BMW.

Hendrik von Kuenheim, Leiter des Geschäftsfeldes Motorrad der BMW AG, geht auf die Meilensteine in der Geschichte des Werkes ein. Nach 1969 steigen die Produktionszahlen des Berliner Werkes rasant an: Im Jahr 1975 wird das 100.000-ste Motorrad aus Berlin gefeiert, 1980 sind es schon eine viertel Million, die Schallmauer von einer Million Motorrädern durchbricht das Werk 1991. Bis heute what das BMW Werk Berlin knapp 1,9 Millionen Motorräder produziert.

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Das Geschäftsfeld Motorrad ist somit ein integraler und wirtschaftlich erfolgreicher Bestandteil der BMW Group, so von Kuenheim: „BMW Motorräder verkörpern die Freude am Fahren in ihrer direktesten und intensivsten Form und sind damit erfolgreiche Botschafter der Marke BMW und gleichzeitig Botschafter Berlins in der ganzen Welt.“

Die aktuelle wirtschaftliche Situation stelle aber auch für BMW Motorrad und das Berliner Werk eine enorme Herausforderung dar: „Auch wenn wir in diesem Jahr nicht an die Absatzerfolge der Vorjahre werden anschließen können, verschaffen wir uns so eine hervorragende Ausgangssituation für die Zeit nach der Krise, wenn sich die Märkte wieder erholen.“ Das Motorrad habe weiterhin ein großes Zukunftspotenzial.

Die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation führt auch im Berliner Werk zu schmerzhaften Entscheidungen wie der tageweisen Kurzarbeit. Derzeit arbeiten im BMW Werk Spandau etwa 2.000 Mitarbeiter.

Was 1969 mit 400 Mitarbeitern und täglich 30 produzierten Maschinen der neuen BMW Modellreihe /5 beginnt, trägt schon in den ersten drei Jahrzehnten des Produktionsstandorts zum Erfolg der BMW Group bei.

Die Vorgeschichte: Von Flugmotoren zu Motorrädern.

Schon 1939 wird Berlin Spandau zu einem Standort der BMW AG. Zuvor ist das Areal im Besitz der Firma Siemens & Halske, die 1928 auf dem heutigen BMW Gelände ihr neues Flugmotorenwerk errichtet und so berühmte Motoren wie den Sternmotor Sh-14a für den deutschen Kunstflug-Doppeldecker Bücker 133c „Jungmeister“ fertigt. 1936 wird aus dem Siemens-Flugmotorenwerk die selbständige Firma „Brandenburgische Motoren Werke GmbH“, die unter der Bezeichnung „Bramo“ ebenfalls Flugmotoren herstellt. Im Jahr 1939 geht dieses Unternehmen in den Besitz der BMW AG über und dient bis Kriegsende als Produktionsstätte für BMW Flugmotoren, unter anderem werden die Neun-Zylinder-Sternmotoren für die legendäre Junkers JU 52 gebaut.

Nach Kriegsende wird das Werk in Berlin Spandau – wie andere Fabriken auch – von den Alliierten demontiert. Doch bereits im Mai 1945 produzieren etwa 100 Mitarbeiter Gebrauchsgüter für den täglichen Bedarf. Nach dem Start der Währungsreform stellen die Berliner Werkzeuge für die BMW AG in München her.

Im Jahre 1949 läuft die Fertigung von Motorradteilen für das Münchener Stammhaus an, ein erster Schritt zur allmählichen Verlagerung der Motorradproduktion von der Isar an die Spree. Ab 1958 werden in zunehmendem Maße auch BMW Autoteile in Berlin Spandau gefertigt.

Verlagerung der Motorradproduktion: Von München geht es nach Berlin.

Als in München Mitte der sechziger Jahre auf Grund der stark steigenden Automobilproduktion über die Verlagerung der Motorradproduktion nachgedacht wird, ist Berlin mit seiner gut ausgebildeten Belegschaft erste Wahl. 1969 wird dort die Produktion der komplett neu entwickelten BMW /5 Baureihe aufgenommen. Vom Fahrwerk bis hin zum Boxermotor handelt es sich um eine grundlegende Neukonstruktion nach dem Baukastenprinzip. BMW Motorrad platziert sich zunächst mit drei neuen Modellen am Markt: der 32 PS starken R 50/5, die insbesondere als Behördenmaschine gedacht ist, der R 60/5, die sich mit ihren 42 PS insbesondere unter den Tourenfahrern viele Freunde schafft, sowie der R 75/5, deren 50 PS starker Boxer für sportliche Fahrdynamik, 175 km/h Höchstgeschwindigkeit und international große Verkaufserfolge sorgt.

Als das Motorrad – noch in den 60er Jahren vom Automobil an den Rand der Bedeutungslosigkeit verdrängt - zu Beginn der 70er Jahre wieder in Mode kommt, klettern die Produktionszahlen im BMW Werk Berlin. 1970 verlassen bereits 12.287 Fahrzeuge die Werkshallen, im Juli 1973 haben bei Einstellung der /5 Baureihe exakt 68.956 Motorräder das Berliner Werk verlassen. Eine Verfünffachung der Produktion innerhalb von nur drei Jahren ist ein stolzes Ergebnis. Zudem feiert man bereits das 500.000-ste BMW Motorrad der Firmengeschichte.

Zum 50-jährigen Jubiläum von BMW Motorrad wird im Herbst 1973 die neue, in zahlreichen Punkten weiter entwickelte /6 Baureihe und mit ihr die legendäre BMW R 90 S präsentiert. Aus 898 ccm Hubraum holt der Boxermotor der bis dahin mit Abstand stärksten BMW 67 PS und sorgt neben einer Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h für sportliche Fahrdynamik.

Rasante Entwicklung: Von null auf 100.000 in sechs Jahren.

Im Januar 1975 läuft in Berlin-Spandau die 100.000-ste dort gefertigte BMW vom Band, im Jahr darauf erreichen die BMW Boxer Modelle mit der Einführung der /7 Baureihe einen neuen Entwicklungsstand. Neben der R 60/7 und R 75/7 trägt BMW Motorrad mit der Einführung der R 100/7 dem allgemeinen Trend zum vollen Liter Hubraum Rechnung. Mit der R 100 RS präsentiert BMW das erste voll verkleidete Serienmotorrad der Welt, das mit 70 PS rund 200 km/h Höchstgeschwindigkeit erreicht und einen bis dahin beispiellosen Wind- und Wetterschutz bietet.

Auch diese neue Baureihe feiert Verkaufserfolge und macht eine Erweiterung des Werks in Berlin-Spandau notwendig. Die Fertigungsanlagen werden durch den Bau einer neuen Montagehalle erweitert. Symbolisch werden die Bauarbeiten vom damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel gestartet. Ziel der 200 Millionen D-Mark teuren Investition ist die Fertigung von bis zu 60.000 BMW Motorräder jährlich in Berlin-Spandau.

1978 erweitert BMW Motorrad seine Modellpalette um die R 100 RT, ein voll verkleidetes Motorrad mit starken Verwandtschaftsgraden zur R 100 RS und ganz auf die Belange der Tourenfahrer ausgerichteter Aerodynamik, Ergonomie und Komfort. Gleichzeitig feiert die so genannte „kleine Boxer Baureihe“ mit den Modellen R 45 und R 65 Premiere, was für weitere Steigerungen der Produktions- und Verkaufszahlen sorgt. Doch das BMW Motorradwerk in Berlin-Spandau trägt auch dazu bei, Synergien innerhalb des BMW Konzerns zu nutzen. So übernimmt das Motorradwerk 1979 die Serienfertigung der Bremsscheiben für BMW Automobile.

BMW Motorräder aus Berlin-Spandau: Technische Innovation und Qualität.

Im Jahr 1980 läuft das 250.000-ste in Berlin gefertigte BMW Motorrad vom Band. Bei dem Motorrad handelt es sich um eine Sonderanfertigung für die Palast-Eskorte des jordanischen Königs Hussein. Im selben Jahr gewinnt Rolf Witthöft mit einer 800er BMW die Gelände-Europameisterschaft, kurz darauf debütiert die R 80 G/S mit aus heutiger Sicht vergleichsweise bescheidenen 50 PS. Mit ihrer innovativen Fahrwerkstechnik und ihrem geringen Gewicht von nur 186 Kilogramm glänzt sie nicht nur im Gelände, sondern bewährt sich auch im Alltag und auf Reisen. Eine Aufsehen erregende Neuerung ist die Einarmschwinge, BMW Monolever genannt, als Hinterradführung. Das zu dieser Zeit hubraumstärkste Enduro-Motorrad wird zur Basis für das gänzlich neue Marktsegment der großvolumigen Reiseenduros.

Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des BMW Werks Berlin-Spandau stellt die Einführung der neuen BMW K-Baureihe mit längs liegend eingebautem, wassergekühlten Vierzylinder Reihenmotor mit Kraftstoffeinspritzung dar. Mit ihr werden die neue Montage und mechanische Fertigung eingeweiht, deren 500 Millionen D-Mark teure Investition auch die Integration moderner industrieller Fertigungsanlagen in die denkmalgeschützten Gebäude vorsieht.

Das Streben nach technischer Innovation bringt 1988 schließlich die BMW K1, die eine Vielzahl technischer Highlights in sich vereint. Erstmals verfügt mit ihr ein BMW Serienmotorrad über einen Motor mit vier Ventilen pro Zylinder. Mit 100 PS Leistung und einer ausgeklügelten Aerodynamik werden zudem 240 km/h Spitze realisiert. Das Bedeutendste aber ist das Antiblockiersystem ABS, das weltweit erstmals an einem Motorrad zum Einsatz kommt.

Mehr und mehr tragen die Motorräder weltweit wesentlich zur Imagebildung der Marke BMW bei. Viele Prominente genießen die „Freude am Fahren“ auf einer BMW. So lässt es sich der amerikanische Schauspielers Peter Fonda, den Motorradfahrern spätestens seit „Easy Rider“bekannt, nicht nehmen, am 23. Februar 1990 anlässlich seines 50. Geburtstags das BMW Werk in Berlin zu besuchen.

Siebenstelliger Geburtstag 1991: Die 1.000.000-ste BMW läuft vom Band

Ein Jahr später läuft in Berlin-Spandau das 1.000.000-ste BMW Motorrad vom Band, seit Beginn der Produktion in Berlin vor 22 Jahren wurden dort mehr als 500.000 BMW-Motorräder gefertigt.

Zum 70-sten Geburtstag des BMW Boxermotors steht 1993 die Einführung einer Neukonstruktion des BMW-typischen Bauprinzips an. Die 90 PS starke R 1100 RS debütiert mit 215 km/h Höchstgeschwindigkeit und Vollverkleidung. Der Boxermotor wartet nun mit halbhoch angeordneten, kettengetriebenen Nockenwellen, vier Ventilen pro Zylinder und Kraftstoffeinspritzung auf. Noch heute ist diese Motorenkonstruktion die Basis für sämtliche aktuellen BMW Boxer-Modelle. Auch fahrwerkstechnisch zeigt sich die R 1100 RS innovativ, sie verfügt als erstes Serienmotorrad der Welt über den so genannten Telelever, eine Kugelgelenk-Längslenker-Gabel, welche die Aufgaben von Federung/ Dämpfung einerseits sowie Radführung andererseits im Gegensatz zu konventionellen Teleskopgabeln trennt.

Auch die neue Boxer-Baureihe feiert Erfolge, erstmals in der Geschichte von BMW Motorrad werden 1995 mehr als 50.000 Motorräder verkauft. Ein großer Teil davon entfällt auf die BMW GS-Modelle, die sich seit ihrer Einführung im Jahre 1980 nicht nur technisch stetig weiter entwickelt haben, sondern als die Reiseenduros schlechthin gelten. 1996 läuft mit der R 80 GS Basic das letzte BMW-Modell mit dem „alten“ Boxermotor vom Band, so geht nach 27 Fertigungsjahren das erfolgreiche Kapitel der Zweiventil-Boxer zu Ende.

Im Jahre 1999 wird mit der F 650 GS neben Boxer und K Baureihe die dritte Modellbaureihe eingeführt. Insgesamt investiert BMW Motorrad 4,5 Millionen D-Mark für den Ausbau des neuen Montagebandes für dieses und die in Zukunft noch folgenden Einzylindermodelle in Berlin-Spandau. Fahrfreude, Qualität und Image der BMW Motorräder ziehen auch weiterhin immer wieder Prominenz an, und so besucht der deutsche Schauspieler Götz George – bis heute leidenschaftlicher BMW Motorradfahrer – Ende der 90er-Jahre das BMW Motorradwerk in seiner Geburtsstadt Berlin.

Zukunftsorientierter Standort - Innovationen und Investitionen.

Im Mai 2001 erfolgt die Grundsteinlegung für eine neue Produktionshalle, das Gebäude 7, das bereits zwei Jahre später seiner Bestimmung übergeben wird. Insgesamt investiert BMW von 1999 bis 2003 rund 280 Millionen Euro für eine neue Montagehalle, eine automatisierte Lackieranlage und neue Fertigungsanlagen. Noch im selben Jahr läuft mit einer R 1100 RT für das Rote Kreuz die 500.000-ste BMW mit ABS vom Band. 2004 wird eine neue, umweltfreundliche Lackiererei eröffnet, im Jahr darauf erfolgt die Einführung umweltfreundlicher Motorrad Einweg- und Mehrwegverpackung.

Mit der F 800 S rollt 2006 die erste Verteterin der neuen, vierten Baureihe von BMW Motorrad vom Band. Sie verfügt über einen wassergekühlten Zweizylinder Reihenmotor (Paralleltwin) und bildet die Ausgangsbasis für zukünftige Modelle mit diesem Antriebskonzept. Im gleichen Jahr überspringt das BMW Werk Berlin erstmals die Zahl von 100.000 innerhalb eines Kalenderjahres gebauten Motorrädern.

Mit einer BMW R 1200 GS läuft am 12. Mai 2009 die 500.000-ste BMW mit der Modellbezeichnung „GS“ in Berlin vom Band, im gleichen Jahr beginnt die Produktion der neuen BMW S 1000 RR, des ersten Supersportlers von BMW Motorrad. http://www.bmw-motorrad.de.

Quelle: Gerhard Prien