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Fahrzeuge/Paradiesvögel

Secma F16

Französisches Feuerzeug

Es wird Frühling – langsam, aber sicher. Die richtige Zeit für ein Auto, das Spaß macht: Für den Secma F 16. Kurz, knapp und nüchtern – und dem Fahrzeug kein bisschen angemessen – lauten die Basisdaten: Cabrio, in Frankreich hergestellt, gerade mal 560 Kilogramm (Holla, die Waldfee) leicht, erwachsene 105 PS, Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,9 Sekunden. Das ganze Paket gibts zum Preis von 18.600 Euro. Damit könnte man den Beitrag beenden. Und alle Leser über die weiteren Details des Flitzers im Unklaren lassen. Das wäre verdammt schade, so soll es nicht sein. Etwas mehr als nur nackte Fakten hat der kleine Franzose verdient.

Das Grundlegende vorab: Fahrer und Beifahrer müssen weitgehend auf Komfort verzichten. Der Secma F16 ist von seinen Erbauer konsequent aufs Wesentliche reduziert und als Fahrmaschine konzipiert worden. Wesentlich heißt in diesem Zusammenhang: Ein Motor, vier Räder und ein knappes Feigenblatt von Karosserie. That’s it. Ergebnis des minimalistischen Konzepts: Fahrspaß pur. Der deutsche Importeur, Hardy Dupont aus dem saarländischen St. Wendel, sieht das Autochen denn auch als „ultimatives Spaßmobil“. Recht hat er.

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Angetrieben wird der F16 von einem 16-Ventiler-Vierzylindermotor aus dem Renault Mégane. Er lässt aus 1.600 ccm Hubraum muntere 105 Pferdchen traben. Da der kleine Franzose gerade mal schlappe 560 Kilo wiegt, resultiert daraus ein Leistungsgewicht von lediglich 5,3 Kilo, die jede Pferdestärke zu beschleunigen hat. Kein Wunder, dass die Kiste abgeht wie Schmidts Katze.

Die Zielgruppe des spartanischen Roadster umfasst 20- bis 75-jährige, Singles und Familienväter, Frauen, Männer, Erst-, Zweit- oder Viertwagenkäufer, geoutete (und heimliche) Verrückte. Und auch so genannte „normale“ Menschen, die ein Mal im Leben ein bisschen unvernünftig sein wollen. Und auch alle anderen, die sich angesprochen – und vom französischen Flottchen angezogen – fühlen. Eine ganze Reihe kleiner, britischer Roadster aus den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, vom Austin Healey Frogeye bis zum MG Midget, lässt aus der Ahnengalerie schön grüßen. Wer schon damals auf solch spannende Autos stand, dürfte sich über den F16 freuen wie ein kleines Kind über seine Weihnachtsgeschenke. Und das sind beileibe nicht nur gesetztere Herren der Generation 55 plus.

Der Secma F16 kommt nicht aus einem marketingmäßig durchorganisierten Großkonzern, geleitet von blaubebrillten Marketingfuzzies mit Zöpfchen. Er stammt aus einem Familiebetrieb, der sich den Spaß an motorisierter Fortbewegung auf die Fahnen geschrieben hat. In der Familienwerkstatt in der Nähe der nordfranzösischen Stadt Lille schrauben, kleben und hämmern rund 20 Autoverrückte unter der Leitung von Vater, Mutter und Sohn Renard, in einer blitzsauberen Fabrik die heißen Geräte zusammen. Beinahe alles Spaßmobile, aber auch nützliche Spezialvehikel mit drei, vier oder sechs Rädern. Neben der eher funorientierten Klientel stehen seit mehr als einem Jahrzehnt hoch seriöse Auftraggeber wie Feuerwehr, Behörden oder Wissenschaftler auf der Kundenliste.

Alles, was die Menschen in der französischen Provinz liebevoll zusammenmontieren, haben sie zuvor selbst gefertigt. Keine Welle, die nicht selbst gedreht, kein Stahlteil, das sie nicht eigenhändig gebogen oder verschweißt, kein konstruktives Detail, das sie nicht an Ort und Stelle gefertigt hätten. Selbst die Kunststoffteile werden im Hause geformt. Alles Spezialisten eben, die sich (außer von modernen High-Tech-Robotern) von niemandem zuarbeiten lassen.

Das Ergebnis der Handarbeit ist recht erfreulich geraten. Dem Secma F16 sieht man an, dass er für den Spaß am Fahren gebaut ist. Und für nichts, rein gar nichts sonst. Dank der Großserientechnik von Renault und Peugeot verläuft der Alltag mit dem äußerst offenenherzigen Wägelchen unspektakulär. Gerade mal sechs Liter Verbrauch, wenig Steuer, geringe Versicherungsbeiträge. Das klingt nach Sparmobil, nach Vernunft. Anders wird der Eindruck, wenn der 16-Ventiler im Rücken des Fahrers zum Leben erwacht. Rein mit dem ersten Gang, ab geht die Post. Nach knappen fünf Sekunden zerrt der Fahrtwind mit 100 km/h an den Haaren, strafft die Wangen. Kurven liebt der F16, die Go-Kart-Straßenlage zaubert ein Grinsen aufs Gesicht des Fahrers. Die rot belederten Schalensitze liegen so tief, dass man einem Dackel an einer roten Ampel ins Auge schauen könnte. Kein Zweifel, Familie Renard weiß, was Fahrspaß ist.

Offen ist der F16 – logisch – ein Schönwetter-Auto. Als Option gibt es ein Dach aus zwei Flügeltüren (Aufpreis: 1.350 Euro), das der Taschenrakete die Anmutung eines Lamborghini verleiht. Reines Alibi, das nicht mal drei Meter langen Rennerle „muss“ offen gefahren werden. Die Kiste ist nix für all jene Zeitgenossen, die schon zu Lebzeiten tot in den Fensterkreuzen hängen und deren wichtigste Entscheidungen an der Kühlbox im Supermarkt getroffen werden. Der F16 ist ein Mobil für all jene, die gerne mal auf der Landstraße einen 911er versägen möchten.

In Anbetracht des Fahrspaßes, der günstigen Unterhaltskosten und des sportlichen Erscheinungsbildes sind die 18.600 Euro Einstandspreis für den Hecktriebler gut angelegt. Für Fans, für Freaks, für alle, die einen Sonnentag auch früh am Morgen genießen (können). Ein Motorrad oder ein Sportwagen mit ähnlichem Leistungsgewicht kosten ungleich mehr. Es wird echt mal Zeit, nach dem eigenen Kontostand zu schauen ...

Technische Daten: Wassergekühlter Vierzylinder-4-Takt-Motor von Renault, elektr. Einspritzung mit G-Kat, 1.600 ccm Hubraum, manuelles 5-Gang-Getriebe, Abmessungen 2.750 x 1.760 x 1.100 mm, maximale Geschwindigkeit 180 km/h, Tankinhalt 18 Liter, Bereifung 195/50 R15 vorne, 225/45 R16 hinten, Gewicht 560 Kilogramm, hydraulische, belüftete Scheibenbremsen vorne, hydraulische Scheibenbremsen hinten.