ADVENTUREMEDIA4U

Fahrzeuge/Oldies

VW SP

Vier Jahrzehnte Volkswagen SP

Der große Unbekannte von VW

Im Frühjahr 1971, also vor vier Jahrzehnten, präsentiert Volkswagen ein Fahrzeug, das die damalige automobile Welt so nicht von VW erwartet hätte: Ein dynamisch gestaltetes Sportcoupé, niedrig auf der Straße kauernd, mit großen Rädern, langer Frontpartie und markanten Doppelscheinwerfern. Sein Name: Volkswagen SP.

Zwar wurde er der Öffentlichkeit erstmalig in Deutschland vorgestellt, aber die Wurzeln des SP liegen viele tausend Kilometer entfernt in Brasilien. Dort übernimmt 1968 Rudolf Leiding, zuvor Direktor des Volkswagen Werks in Kassel und Vorstandsvorsitzender von Audi NSU in Neckarsulm, die Leitung von Volkswagen do Brasil. Er bekommt 1968 von Volkswagen Generaldirektor Heinrich Nordhoff den Auftrag, das südamerikanische Werk wieder auf die Erfolgsspur zu bringen. Leidig nimmt die Aufgabe unter der Bedingung an, für den dortigen Markt auch eigenständige Modelle realisieren zu können. Höchstpersönlich skizzierte Leiding demnach seine Idee eines zweisitzigen Sportcoupés, das er von einem jungen Team zur Serienreife bringen lassen will. Als Entwicklungspartner dienen die Produktionsspezialisten von Karmann-Ghia do Brasil.

Die Vorgabe an die Entwickler ist eindeutig: Unter Verwendung möglichst vieler Serienteile aus dem Baukasten der brasilianischen Modellpalette sollen die Kosten niedrig gehalten werden. Als technische Basis für das neue Sportcoupé dient der Volkswagen 1600, die brasilianische Version des Typ 3 mit einer eigenständigen Karosserie. Von 1600 werden das Fahrwerk mit vorderer Kurbellenkerachse und Pendelachse hinten sowie der Motor übernommen, die Stahlkarosserie hingegen ist eine weitgehend eigenständige Entwicklung. Die markanten Doppelscheinwerfer stammen ebenfalls vom 1600 – während sie dort die Front einer bürgerlichen Limousine zieren, werden sie beim SP zum prägenden Designmerkmal.

Bei Fahrversuchen erweist sich der serienmäßige 1,6 Liter große Boxermotor aus dem Typ 3 mit seinen 54 PS dem sportlichen Anspruch als nicht angemessen. Man beschließt, diese Motorisierung in einer etwas einfacher ausgestatteten Version als Volkswagen SP-1 anzubieten. Um über ein stärkeres Aggregat zu verfügen, wird der sogenannte Flachmotor auf 1.678 ccm aufgebohrt. So leistet er nun 65 PS bei 4.600 U/min und ermöglicht eine Höchstgeschwindigkeit von 156 km/h.

Während der SP-1 nur in sehr geringer Stückzahl gebaut wird, bringt es der SP-2 von Juni 1972 bis Februar 1976 immerhin auf über 10.000 Exemplare. Offiziell wird er nie in Europa angeboten, ein Exemplar jedoch kommt auf regulärem Weg nach Deutschland: Rudolf Leiding wird bereits 1971 wieder zurück nach Wolfsburg gerufen, wo er als neuer Vorstandsvorsitzender die Modelle Passat und Golf auf den Weg bringt. Als Geschenk für seine Ehefrau ordert er nachträglich einen SP-2 nach Wolfsburg. Aber ihr ist das Sportcoupé im deutschen Straßenbild zu auffällig, sie verkauft es nach kurzer Zeit.

Heutzutage sind einige Volkswagen SP-2 auch in europäischer Sammlerhand. Volkswagen Classic zeigt das Sportcoupé auch in diesem Jahr bei einigen klassischen Veranstaltungen wie der Kitzbühler Alpenrallye im Mai, wo man sich live von der dynamischen Form dieses wahren Exoten aus der Volkswagen Produkthistorie begeistern lassen kann.

Quelle: Gerhard Prien