ADVENTUREMEDIA4U

4x4-Fahrzeuge/Fahrzeuge

Mercedes G-Professional An-G-Testet

Strahlend blauer Himmel empfängt uns auf dem weiträumigen Gelände von Mercedes-Benz Offroad in Biberach an der Riß. Das Areal nutzt auch der Hersteller selbst für Testfahrten mit seinen Geländewagen. Heute stehen hier gut zwei Dutzend G Professional. Sie sind bereit für potenzielle Kunden und Interessenten, die den Kult-Geländewagen gerne einmal artgerecht in der ihm zugedachten Umgebung bewegen wollen. Kurz: Der Professional soll mal richtig in den Dreck.

Rund 140 Gäste haben sich angesagt. Sie können, verteilt über den ganzen Tag, an diesem Samstag Ende April den G Professional im besten Sinne des Wortes „erfahren“. Etliche Gäste sind standesgemäß angereist. Auf dem Parkplatz stehen verschiedene Geländewagen, einige Mercedes ML- und etliche G-Modelle. Darunter sind auch fernreisetauglich aus- und aufgerüstete Exemplare, ausgestattet mit Dachzelt und Sandblechen. Beim ein oder anderen Teilnehmer kann ein wenig (mehr) Erfahrung im Gelände also durchaus vorausgesetzt werden.

alle Bilder

Klicken Sie hier, um zur Galerie zu gelangen.

Dennoch nehmen sich die Instruktoren von Mercedes-Benz Offroad Zeit für eine kompetente Einweisung in die Grundlagen der Fahrzeugtechnik. Sinn und Zweck der Untersetzung werden ebenso erläutert wie die Funktion der Sperren, die Lage der entsprechenden Schalter wird jedem Fahrzeuglenker erläutert. Und dann geht es los. Im Stundentakt werden die Fans des „G“eländewagens mit dem Stern auf die Strecke geschickt, jeweils ein halbes Dutzend Fahrzeuge dreht seine Runden. Mindestens zwei Personen sitzen in jedem Professional, hier und da hat auch mal eine ganze Familie Platz genommen. Das Rollenverhalten ist überwiegend klassisch, meist dreht der Mann die erste Runde. Alles geht überraschend leicht über die Bühne, Fahrer wie Beifahrer(in) sind verblüfft, mit welcher Leichtigkeit der G Professional alle Hindernisse meistert. Per Funk sind alle Wagen mit dem Instruktor im ersten Fahrzeug verbunden, der lediglich knappe Anweisungen und Tipps geben muss. Hier und da wird mal die Hinter- oder Vorderachs-Sperre aktiviert, das war’s. Der Professional steht in den Versionen Station-Wagen lang und als Kastenwagen für Fahreindrücke zur Verfügung, das Fahrgestell mit Pritschenaufbau ist in der Ausstellung zu sehen.

Unter dem Namen „Professional“ soll der G zivile Anwender ansprechen, die eine gewerbliche Nutzung oder Fernreisen im Auge haben. Der Sechszylinder OM642 mit drei Litern Hubraum und Common Rail-Einspritzung bringt es auf ordentliche 135 kW / 183 PS bei 3.800 U/min. Mit einem Drehmoment von 400 Nm bei 1.600 bis 2.600 U/min bringt der den G, speziell in der Untersetzung, über jeden Hügel. Gekoppelt ist der Selbstzünder mit einer Fünfgang-Automatik. Die macht den G Professional im Gelände-Einsatz in Verbindung mit seinem permanenten Allradantrieb höchst komfortabel und sicher fahrbar. Auch bei Schaltvorgängen ist Kraftschluss garantiert, Schlamm- und Sandpassagen sind völlig unspektakulär und ohne Traktionsverlust passierbar. Dass die Stuttgarter ihrem Klassiker so ganz nebenbei auch einen echt geilen Auspuff-Sound verpasst haben, ist zwar nicht unbedingt ein Kaufgrund – aber sicher auch kein Hindernis. Das Brummeln des Dreiliter-Aggregats ist rundum gelungen. Dem Einsatzzweck angemessen haben die Mercedes-Leute auf überflüssigen Luxus und Schnickschnack verzichtet. Die Fenster werden noch ganz altmodisch per Kurbel hoch und runter gedreht (doch, doch – das geht – das ging „früher“ immer so), der Innenraum kommt ohne Leder und Wurzelholz aus, ist stattdessen pflegeleicht und kann zur Not mit dem Wasserschlauch ausgespritzt werden. Ein kleines Rätsel gibt die Mittelkonsole zwischen Fahrer und Beifahrer auf. Denn die lässt sich partout nicht öffnen, da ist auch kein Griff, kein Hebel zu sehen. Der Instruktor hat des Rätsels Lösung: In der Konsole verbergen sich die Sicherungen, die Konsole kann nur mit Werkzeug geöffnet werden. Sei es drum, wir sind zum Fahren, und nicht zum Schrauben hier.

Der Rundkurs in Biberach bietet diverse Hindernisse aller Schwierigkeitsgrade, darunter Wasserdurchfahrten mit reichlich Geröll bis hin zu kopfgroßen Gesteinsbrocken. Passagen mit Schräglagen wechseln sich ab mit steilen Auf- und Abfahrten, schnellen Waldwege und Passagen, an denen der G schon einmal das Pfötchen hebt. Spektakulär schaut das vor allem in Steigungsstrecken aus – der Instruktor lässt die Fahrer hier ganz bewusst bei Bergauffahrt mitten im Hang anhalten. Die anfängliche Schrecksekunde weicht bei den Fahrzeugbesatzungen schnell großem Erstaunen. Doch, der G packt das. Problemlos und souverän fährt der Kult-Geländewagen wieder an und meistert ohne jegliche Anstrengung die Steigung. Ebenso wie Schräglagen, die bei den Fahrzeugbesatzungen zunächst mal für blasse Gesichter sorgen. Bei den Wasserdurchfahrten ist das Zutrauen in den Professional und seine Fähigkeiten schon so weit gewachsen, dass man dem Wagen die Durchquerung der Furten sofort zutraut. Erster Halt, Fahrerwechsel. Obwohl in vielen Fällen nicht geplant, klemmt sich hier und da, nein, fast überall, „die beste (Ehe-)Frau von allen“ selbst hinters Lenkrad. Das schöne Geschlecht entdeckt, unter sachkundiger Anleitung, dass Geländewagen Spaß machen können. Und dass der Professional andere Qualitäten hat als zentimeterdicken Teppichboden, elektrische Fensterheber und ein Armaturenbrett mit Wurzelholz-Einlagen. Und genau das hat der Veranstalter wohl auch beabsichtigt. Um dem Mann im Haus ein wenig Unterstützung angedeihen zu lassen, wenn er beim geplanten Neuwagenkauf den Professional auf die Liste setzt. Damit kann dann die nächste Urlaubsreise auch mal etwas anders ausfallen als in der Vergangenheit. Hier und da könnte es eine echt „wüste Tour“ werden. Mit dem G Professional als fahrbarem Untersatz. Angefixt in Biberach, bei einem Geländeausflug Ende April.

Quelle: Gerhard Prien